Zu Tode geschottert

aktuell, 09.05.2023

Ökologischer Gedanke zu Grabe getragen - auch auf Friedhöfen geht der Trend zu Schotter.

Schottergärten sind bereits schon seit vielen Jahren in allen Munde. Die Besitzer schätzen ihre vermeintliche Pflegeleichtigkeit - zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem Sie vom Wind angewehten Unrat aus dem Lavamulch pulen müssen.

Bei den Schottergegnern stoßen die Kieswüsten vor allem wegen ihrer ökologischen Wertlosigkeit bitter auf. Darüber hinaus heizen sich die Steine im Sommer sehr stark auf und können als Sahnehäubchen zudem noch dafür sorgen, dass Niederschlagswasser nicht versickern kann. Im besten Fall steht das Wasser nach einem Starkregenguss dann im Beet, im schlechteren im Bett. 

Der fragwürdige Trend, grünen Pflänzchen graue Steinchen vorzuziehen, ist aber auch schon längst jenseits der eigenen Grundstücksgrenze angekommen. Auf Friedhöfen etwa, einst Orte, die für den Erhalt von Artenvielfalt standen, finden sich immer mehr Steinwüsten.

Anders kaum zu erklären, scheinen die Angehörigen der Verstorbenen nicht nur vor der Haustüre sondern auch bei der Grabgestaltung auf pflegeleicht setzen zu wollen. Wer will schon jede Woche vertrocknete Blumen vom Grab seiner Liebsten holen wollen? Oder gar regelmäßig wässern? Da ist es, zumindest kurz gedacht, deutlich bequemer, seine Toten unter mehreren Tonnen grauem Splitt zu begraben.

Um ein klein wenig Grün wird an Ende dann aber wohl kaum ein Schottergrab nicht herumkommen: Die Rede ist von einer zunächst feinen, später immer dicker werdenden Moos- und Algenpatina, die sich mit der Zeit anschmiegsam über jedes einzelne Steinchen legt. Dazu kommt jede Menge "Buntes", Vertrocknetes und Verfaultes - all das, was der Wind in die kleinen Zwischenräume des Schottergrabes hineinwehen konnte - und was entschlossen ist zu bleiben.

Grau ist nicht nur die Farbe der Depression, Eintönigkeit und des Trübsinns sondern auch die der Erneuerung - und jene wird nach absehbarer Zeit auch nötig, will man seine Schotterfläche halbwegs in Schach halten. Die verwunschen anmutende Steinwüste kann also entweder aufwendig von Grünbelägen befreit werden. Am besten mit einem Hochdruckreiniger; einem Gerät, welches auf Friedhöfen einen eher mäßigen Ruf besitzt. Oder auf dem grauen Grab mit Grünakzenten wird gleich Tabula rasa gemacht - sprich, die Steine werden komplett abgetragen, gewaschen, das Flies darunter erneuert und der gesäuberte Kies wieder aufgeschüttet. Klingt aufwendig? Ist es auch - bei drei bis zehn Jahren liegt die "Lebenszeit" eines Schottergartens. Danach ruft dann auch den größten Graufan die (teure) Pflicht. 

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