Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe

aktuell, 08.08.2024

Nichts als heiße Luft in der Sommerlochzeit.

Viele deutsche Städte feiern sich aktuell selbst – Grund hierfür sind vermeintlich gute Ergebnisse im kürzlich veröffentlichten Stadtklima-Ranking der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Dabei ist der „Hitze-Check“, wie ihn die DUH selbst bewirbt, nicht im Ansatz geeignet, Gefährdungen durch den Klimawandel in den untersuchten Städten abzubilden.

Dr. Karsten Brandt, Klimatologe und Geschäftsführer der Bonner Wetterdienstes donnerwetter.de: „Man kann nicht, wie es die DUH gemacht hat, allein mit dem Versiegelungsgrad und dem Grünvolumen einer Stadt arbeiten – das entscheidende Zielkriterium bei der Bewertung des Stadtklimas ist die maximale Wärmeinselintensität. Städte mit 10.000 oder 20.000 Einwohnern werden hier mit Großstädten verglichen. Kleine Städte, die etwa in den Mittelgebirgen oder sehr weit südlich liegen, weisen aber bereits von sich aus ein ganz anderes bzw. schwächeres Stadtklima auf als eine Großstadt.“

Brandt untersucht bereits seit den 1980er-Jahren die Auswirkungen des Stadtklimas. Hier in einem Fernsehbeitrag aus dem Jahr 1991,...

Als konkrete Beispiele nennt Brandt, der bereits seit den 1980er-Jahren Folgen und Veränderungen des Stadtklimas untersucht, die Stadt St. Augustin (Rhein-Sieg-Kreis, knapp 57.000 Einwohner).

St. Augustin landet im DUH-Gesamtranking aller untersuchten deutschen Städte auf Platz 68 und weist einen Stadtklimaeffekt von zwei bis drei Grad auf. In benachbarten Bonn bewegt sich der Stadtklimaeffekt bei acht Grad – dennoch liegt die ehemalige Bundeshauptstadt im Ranking der DUH deutlich vor St. Augustin auf Platz 24.

Karsten Brandt: „Das Problem ist, dass valide Daten zur maximalen Wärmeinselintensität nur sehr mühsam zu ermitteln sind. In Bonn sehen wir in Wirklichkeit keine nennenswerte Verbesserung der Wärmeinselintensität, seit den 1990er- und 2000er-Jahren ist sie hier stetig angestiegen. Von fünf bis sechs Grad in den 1980er-Jahren bis auf acht Grad in den 2020er-Jahren.“

...in dem er an einem Commodore den Wärmeinseleffekt auf die Stadt Bonn erklärt

Die Intensität einer urbanen Wärmeinsel unterliegt stetigen Schwankungen: So ist sie in den Abendstunden am stärksten, da die Gebäude die über den Tag gespeicherte Wärme nur langsam wieder an die Umgebung abgeben. Bis zum Morgen wird der Unterschied immer geringer.

Nichtsdestotrotz ist es auch am Morgen in der Stadt noch wärmer als im Umland. Dieses wärmt sich dann im Tagesverlauf häufig etwas rascher auf als die Stadt. Am Nachmittag liegen beide Gebiete auf etwa dem selben Niveau mit der leichten Tendenz zu höheren Stadttemperaturen.

Karsten Brandt: „Ich kann nur vor der Aussagekraft des DUH-Rankings warnen: Gut gemeint ist eben nicht immer gut gemacht. Es bewertet nicht die „Erfolge“ einer Stadt im Kampf gegen den Klimawandel. Im Gegenteil: Werden die Ergebnisse für bare Münze genommen, können hieraus fatale Fehlschlüsse hergeleitet werden. Kleine Städte haben nicht das Wärmeinselproblem wie es Großstädte und werden es auch nie haben. Die Millionenmetropolen Köln und Berlin etwa, beide mit einer Wärmeinselintensität von neun bis zehn Grad, lassen sich einfach nicht mit einer Kleinstadt im Harz vergleichen.

Fazit: Der Hitze-Check der DUH hat, egal auf welche deutsche Stadt er sich auch beziehen mag, keinerlei Aussagekraft.“

 

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